Kurzzusammenfassung:
Version 2 wird nicht mehr weiterentwickelt, der aktuelle Stand aber veröffentlicht. Im Hintergrund arbeiten wir an einem neuen Projekt.
Hallo zusammen,
unsere heutige Mitteilung wird viele von euch wahrscheinlich überraschen (einige vielleicht auch nicht) und bei dem einen und anderen vielleicht auch eine Portion Ärger oder Unverständnis hinterlassen. Möchten die Hintergründe dafür möglichst nachvollziehbar schildern, damit ihr am Ende trotz mancher Enttäuschung vielleicht auch mit uns positiv in die Zukunft schauen könnt.
Um den Schock vorweg etwas abzumildern aber schon mal ein kurzer Ausblick: auch wenn die Version 2 von uns nicht mehr weiterentwickelt wird veröffentlichen wir sie im aktuellen Entwicklungsstand und arbeiten im Hintergrund an einem neuen Projekt (sozusagen Version 3).
Als wir vor nunmehr über vier Jahren mit der Entwicklung der Version 2 begonnen haben waren die Vorzeichen noch ganz andere. Zum einen hielt sich die zeitliche Einschränkung durch Beruf und Familie noch deutlich mehr in Grenzen, sodass die Entwicklung anfangs in immer wieder großen Etappen vorangehen konnte. Und zum anderen haben wir viele Grundelemente des Programms komplett neu konzipiert, um den Anforderungen einer modernen Patientensimulation gerecht werden zu können. Im Laufe der Zeit gab es immer wieder konzeptuelle Anpassungen, die wir ja auch immer breit besprochen haben. Ziel war es dabei, das bestmögliche Konzept für ein gutes Gelingen des Projektes zu erarbeiten und umzusetzen. Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir aber wohl oder übel zugestehen, dass wir uns damit doch reichlich übernommen haben.
In der initialen Planung sah Version 2 ausschließlich Arztpraxen vor, für die das Grundsystem dann auch angepasst war. Nach einiger Zeit haben wir uns dann doch für einen Wechsel zum Krankenhaus entschieden, weil dort natürlich wesentlich mehr Action zu finden ist. Im Verlauf haben wir dann nach Öffnung der alten Version 1 die Hinzunahme des Rettungsdienstes geplant, da dieser in der Version 1 immer sehr beliebt war. Mit den Arbeiten am Rettungsdienst haben wir vor einigen Monaten im Hintergrund begonnen, die bestehenden Probleme werden dadurch allerdings nicht gelöst, sondern nur weiter verschärft.
Das möchte ich gerne etwas genauer erläutern: schon in der Version 1 haben wir einen großen Spagat versucht, den wir in Version 2 ein Stück weit verbessert haben. Die Rede ist von der Art und Weise, wie die Werte generiert und angepasst werden und wie daraus Krankheitsbilder, Komplikationen und Symptome entstehen und sich verändern. Die eigentliche Schwierigkeit dabei ist, dass ein und dasselbe System sowohl Notfallsituationen (zum Beispiel in der Notaufnahme oder auch präklinisch im Rettungsdienst) mit der Notwendigkeit einer sehr schnellen Anpassung von Werten (weil im Rahmen einer ausgeprägten Blutung zum Beispiel der Kreislauf adäquat reagieren muss, der aber durch eine fortbestehende arterielle Hypertonie anders reagieren muss als bei einer gesunden Personen, bei einem gleichzeitigen Thoraxtrauma muss sich die Atmung entsprechend verschlechtern, wenn jetzt aber auch noch eine COPD vor besteht wird es ungemein komplizierter) und natürlich auch schneller Wirkung von möglicher Behandlung (zum Beispiel kreislaufstabilisierende Medikamente, Sauerstoff, Infusionen usw.) Außerhalb der Notfallsituationen sieht das ganze dann aber natürlich etwas anders aus. Hier werden Medikamente verabreicht, deren Wirkung nicht in Sekunden eintritt und sekundenlang anhält, sondern zum Beispiel in Hinblick auf Blutdruckmedikamente den gesamten Tag abdecken müssen. Unser bisheriges System von Updates (die mal 15 Sekunden und mal eine ganze Stunde umfassen) ist da alles andere als zielgenau gewesen, trotz vieler Bemühungen habe ich aber bis heute keine sinnvolle Alternative gefunden.
Die eigentlichen Schwierigkeiten fangen da aber erst an. Im Hintergrund werden für alle Patient*innen Standardwerte festgelegt, die zum Teil zufällig generiert und zum Teil von Vorerkrankungen abhängig sind. Mit jedem Update werden diese Werte nun je nach Erkrankungen, Verletzungen, Medikamenten und weitere Maßnahmen angepasst. Manche Werte sind dabei vergleichsweise unkompliziert, beispielsweise werden die meisten Laborwerte von Erkrankungen angepasst und verändern sich nur durch Veränderung anderer Werte. Dann gibt es auch Werte, die eng mit anderen Zusammenhängen und wo diese Wechselwirkungen deutliche Schwierigkeiten dabei bereiten, ein gut ausbalancierte System aufrechtzuerhalten. Am kompliziertesten wird es aber überall da, wo ich versucht habe, in der Programmierung ein echtes Organsystem nachzubilden. Das gilt zum Beispiel für die Herz-Kreislauf-Funktionen sowie die Atmung. Letzteres greife ich nun noch mal näher raus: schon in der Version 1 war bei Atemwegserkrankungen der Grat zwischen völliger Gesundheit und einem Todesurteil sehr schmal. Das habe ich in Version 2 durch eine Überarbeitung des Artensystems in mehreren Anläufen zu verbessern versucht, am Ende bleibt es aber dabei, dass es keine zufriedenstellende Lösung gibt, die auch alle Eventualitäten der größten Atemwegserkrankungen adäquat abbilden kann. Im Gegenteil, je mehr Inhalte eingebunden werden, umso mehr Wechselwirkungen gibt es natürlich und umso schwieriger wird es, das System ausgeglichen zu halten.
Jetzt ist bei der Hinzunahme des Rettungsdienstes die Tragweite dieser Schwierigkeiten doch noch mal sehr deutlich zutage getreten. Und daran sind wir an einen Punkt gelangt, doch eingestehen zu müssen, dass wir uns mit der Tragweite des Projektes übernommen haben und insbesondere die Verknüpfung der Bereiche Notfallmedizin und "normale" stationäre Behandlung uns vor nur schwer lösbare Herausforderungen stellt. Unseren Anspruch, eine moderne und an den aktuellen Standards der Medizin ausgerichtete, möglichst detailgetreue und gleichzeitig möglichst komplexe Patientensimulation zu entwickeln ist für uns nach aktuellem Stand nicht erreichbar. Daher haben wir uns nach langer Beratschlagung dazu entschlossen, die Entwicklung der Version 2 einzustellen.
Wir werden das Spiel auf dem aktuellen Entwicklungsstand veröffentlichen, sodass alle bisherigen und neuen Spieler*innen das Spiel auf dem aktuellen Stand spielen können, bis der Nachfolger einsatzbereit ist. Dazu sind aber folgende Einschränkungen wichtig:
- das Spiel ist unvollständig und wird es bleiben - es werden keine neuen Features und Inhalte mehr erstellt
- das Spiel hat Fehler und wird sie behalten - es werden keine Fehler mehr behoben
- das Spiel ist nicht adäquat ausbalanciert und wird es bleiben - es werden keine Korrekturen im Sinne des Balancing mehr durchgeführt
- das Spiel wird höchstens bis zur Veröffentlichung des Nachfolgers laufen und dann eingestellt (was der Erfahrung nach aber wohl eher ein Zeitraum von wenigen Jahren als von Monaten ist)
Wer trotzdem Lust hat, sich mit patientensim2.de auseinanderzusetzen, darf das unter Kenntnis der o.g. Einschränkungen gerne tun!
Da wir dem Projekt weiter innerlich verbunden sind (es begleitet uns nun in unterschiedlichen Varianten und Vorgängern ja auch schon über eine Dekade) haben wir viel überlegt, wie eine realistische Version einer Patientensimulation aussehen kann, in der die o.g. Schwierigkeiten bestmöglich ausgenommen sind und die am Ende ein gutes Spielerlebnis bei gleichzeitig hoher Qualität bietet. Dazu müssen wir uns letztlich von dem Updatesystem mit Unterscheidung zwischen "Echtzeitupdates" und "stündlichen Updates" verabschieden und damit auch von Szenarien, die diese Unterscheidung notwendig machen. Damit fällt das bisherige Herzstück des Spiels, nämlich die Arbeit im Krankenhaus, letztlich raus, da diese wie beschrieben beide Modi vereinen muss.
Es bleiben also gedanklich noch die Bereiche Rettungsdienst (reiner Echtzeitupdate-Modus) und Praxis (nur Updates zwischen Kontakten). Da wir den Rettungsdienst in Version 1 und verschiedenen Vorläufern schon ausführlich erkundet haben und uns die Thematik aktuell nur wenig reizt, haben wir uns für die ambulante Behandlung in Praxen entschieden.
Grobe Umrisse des Nachfolgers sind also, Praxen selbst zu gründen und/oder in vorhandenen Praxen zu arbeiten, dort Patient*innen über einen langen Zeitraum zu unterschiedlichsten Anlässen zu behandeln und die Praxis mit ihren Vorgaben und Abläufen nebenher adäquat zu organisieren. Im Themenfeld allgemeinmedizinischer Versorgung finden sich neben der Behandlung akuter Erkrankungen (wie klassischen Atemwegsinfekten, Erstmanifestationen schwerwiegender Erkrankungen wie z.B. einer instabilen Angina pectoris usw.) und dem Management chronischer Erkrankungen (wie arterieller Hypertonie, KHK, Diabetes mellitus usw.) natürlich auch präventive Strategien wie Impfungen, Gesundheitsuntersuchungen usw. Fachärztliche Praxen sind darüber hinaus genau so vorstellbar, initial zum Beispiel in der Kardiologie (unter Ausweitung der vorhandenen Diagnostikmöglichkeiten um z.B. Langzeit- und Belastungs-EKG, Schrittmacherkontrollen usw.) oder auch in der Gastroenterologie (wo ambulante Endoskopie ein spannender Zweig sein kann). Zusammenarbeit sowohl in einer Praxis als auch über mehrere Praxen hinweg ist natürlich ebenfalls ein wichtiges Thema. Und wir wollen den in V2 erkundeten wirtschaftlichen Aspekten noch mehr Gewicht geben durch adäquate Abrechnungssysteme (EBM für Kassenpatient*innen vs. GOÄ für Privatpatient*innen), Möglichkeiten des Mirkomanagements der Praxisabläufe und einigen weiteren Feldern.
Eine genaue Konzeptvorstellung und auch erste Eindrücke werden wir euch zur Verfügung stellen, sobald dies etwas spruchreifer ist.
Wir wissen, dass nach dem Ende der V1 diese Nachricht für Viele von euch unerwartet und vielleicht auch wenig verständlich ist, hoffen aber dennoch, dass wir möglicherweise verlorenes Vertrauen langfristig durch eine bessere "V3" zurückerlangen können.
Bis dahin verbleiben wir mit herzlichen Grüßen
DrSkelettos und Maurice